15. 06. 2022

Ausstellung: „MILDNERs Kleinplastiken. Tiere und Porträts“

Wimpelkarpfen, Udo Lindenberg und der schlafende Wüstenfuchs sind schon in Position. Die tönernen Figuren sind Teil der Ausstellung „MILDNERs Kleinplastiken. Tiere und Porträts“, die ab Sonntag, 19. Juni 2022, zu sehen sein wird. Insgesamt 180 Modelle und Skulpturen bevölkern bis zum 11. September 2022 die Ausstellungshalle von Schloss Friedenstein. Geschaffen hat sie der zoologische Präparator der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha Peter Mildner. Anlässlich seines 60. Geburtstages widmet die Stiftung seiner Sammlung nun eine Ausstellung, die zugleich die über 40-jährige Zugehörigkeit Mildners zum Team des Friedensteins feiert.

Stiftungsdirektor Dr. Tobias Pfeifer-Helke würdigt den langjährigen Mitarbeiter: „Seit 44 Jahren ist Peter Mildner zoologischer Präparator auf dem Friedenstein, seine Arbeiten sind ein wesentlicher Bestandteil vieler Ausstellungen. Doch die Schau ‚MILDNERs Kleinplastiken. Tiere und Porträts‘ zeigt, dass die Tätigkeitsbezeichnung viel zu kurz greift und sich bei ihm Beruf und Freizeit nicht trennen lassen. Peter Mildners unermüdlicher Schaffensdrang beschränkt sich nicht auf die Anfertigung von Tierpräparaten in seiner Werkstatt, sondern scheint jede einzelne Minute seines Tages zu durchdringen.“

„Pitti“, wie Mildner von den meisten genannt wird, arbeitet seit 1978 als Tierpräparator für die Sammlungen auf Schloss Friedenstein in Gotha. Über die Jahre schuf er viele Präparate, Modelle und Illustrationen für Ausstellungen und ist somit eine feste Größe in den Ausstellungsräumen von Schloss Friedenstein. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Präparator sind im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Plastiken von Tieren sowie Porträtköpfe und -medaillen entstanden, die nun in „MILDNERs Kleinplastiken“ gezeigt werden. Seine Werke formt Mildner vornehmlich in Ton. Dabei kommen ihm seine profunden Kenntnisse der Physiologie vieler Tiere zugute.

Zu seinen Skulpturen beliebter Tierarten wie Eisbären, Großkatzen, Marder oder Eulen gesellen sich auch in der Plastik weniger übliche Tierarten wie etwa Ameisenbären, Beuteltiere oder manche Aquarienfische. Peter Mildners Arbeiten faszinieren durch die Synthese von Einfachheit und Präzision. Es gelingt ihm, die wesentlichen Charakterzüge – ob beim Tier oder Menschen – präzise zu erfassen und körperhaft umzusetzen. Sein Ziel ist, die besondere Erscheinungsform des Tieres – meist in Ruhehaltung, immer aber arttypisch – abzubilden oder ein gut erkennbares Porträt zu schaffen.

Es sei eine gewisse Art von „Messitum“, die ihn antreibe, sagt Mildner mit einem Augenzwinkern und erläutert, warum seine Tätigkeit als zoologischer Präparator eng mit jener als plastischer Künstler zusammenhängt: „Ich kann schlecht loslassen und Dinge wegwerfen. Mich treibt der Wunsch an, Dinge in etwas Dauerhaftes zu verwandeln. Das tue ich sowohl, wenn ich Tiere präpariere als auch, wenn ich ihre Form in Modellen festhalte.“ Bei dem Versuch das Charakteristische des Dargestellten herauszukitzeln, spielt das Material keine Rolle: weißer oder gelber Ton, ob Gips, Bronze, Plastilin oder Suralin, sogar mit dem Wachs eines Babybels, aus ausgedienter Alufolie oder einem alten Pralinenpapier kann Mildner Chamäleon, Säbelzahnkatze und Steinbock erschaffen.

 

Anregung zum Selbst-Tun

Mildner versteht seine Ausstellung als Inspiration zum Selbst-Tun für andere. Auch wer bisher nichts mit Modellierholz, Knetmasse und Ton zu tun hatte, soll durch seine Skulpturen und Modelle angeregt werden, die eigene Beobachtungsgabe zu schulen, die Geschicklichkeit der Hände zu trainieren und sich in Geduld zu üben. Mildner sagt: „Es gibt außer Computern und Smartphones auch noch andere Beschäftigungsmöglichkeiten. Aus der künstlerischen Beschäftigung heraus kann ein Ergebnis von Dauerhaftigkeit entstehen, welches das eigene Dasein lange überdauert.“

Als Starthilfe bietet der Experte ein begleitendes Rahmenprogramm zur Ausstellung an, das Erwachsene und Kinder einlädt, sich mit dem Thema „Plastik“ zu beschäftigen: In Einzelterminen oder Wochenendworkshops können Interessierte an Veranstaltungen wie „Kneten mit Aluminiumfolie“, „Zeichnen“, „Modellieren mit Wachs und Plastilin“ oder „Tier-Relief“ teilnehmen. Das benötigte Material wird gestellt. Die Veranstaltungen sind kostenfrei, um Anmeldung wird unter service@stiftung-friedenstein.de oder Telefon 03621 / 8234-0 gebeten.

 

Lebenslauf

Peter Mildner, genannt „Pitti“, wurde 1961 in Wismar geboren und besuchte dort die Schule. Bereits als Kind begann er zu zeichnen und zu modellieren und zeigte früh ein besonderes Interesse an Tieren, vor allem an exotischen Tieren. Als Schüler in der Abteilung „Bildende Kunst“ an der Musikschule Wismar erhielt er neun Jahre lang Unterricht in den Fächern Malen, Zeichnen, Naturstudium, Plastik, Grafik, Gestaltung, Schrift und Dekoratives Arbeiten. Seit 1978 ist Peter Mildner als zoologischer Präparator in Gotha tätig, wo er von 1979 bis 1981 seine Ausbildung zum Facharbeiter für Zoologische Präparation absolvierte. Er ist hier für Wirbeltierpräparation, Rekonstruktionen, Modelle und Ausstellungsgestaltung zuständig. 1984 bis 1988 durchlief Mildner das Fachschulfernstudium (FH) Präparation an der Humboldt-Universität zu Berlin.

 

Sonderausstellung