8. 05. 2017

Neue Kabinettausstellung: „Nicht nur Tulpen und alter Gouda – Fächer aus holländischen Manufakturen des 18. Jahrhunderts“

Wie wäre es mal wieder mit einer Reise nach NIEDERL-ASIEN? Im Herzoglichen Museum Gotha können Besucher ab diesem Wochenende Exponate in zwei aufeinander abgestimmten Sonderschauen betrachten, auf die diese Wortneuschöpfung wunderbar passt: Denn nicht nur die niederländischen Fächermacher orientierten sich an begehrten asiatischen Vorbildern, auch die europäischen Fayencemaler ahmten die Keramiken aus dem Fernen Osten nach. Entstanden sind wundervollen Stücke, die auf den ersten Blick vielleicht asiatisch anmuten, sich auf den zweiten aber als Europäer verraten.

Neben der Gothaer Sammlung europäischer Fayencen ist ab Samstag, 29. April 2017, die Kabinettausstellung „Nicht nur Tulpen und alter Gouda – Fächer aus holländischen Manufakturen des 18. Jahrhunderts“ zu sehen. Sie setzt sich aus einer Vielzahl äußerst reizvoller holländischer Fächer der Sammlungen Herzog Augusts von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772 – 1822) und der Stiftung Ute Michaels zusammen, die nun erstmals gemeinsam in dieser thematischen Sonderschau präsentiert werden. Bis zum 9. Juli werden die Fächer zu sehen sein.

Neben Porzellanen, Lackarbeiten, Seide, Tee, exotischen Gewürzen und vielem anderen gelangten mit den Handelsschiffen der Vereinigten Ostindischen Kompanie seit dem frühen 17. Jahrhundert auch chinesische und japanische Fächer in die Niederlande. Wie alle Luxuswaren aus Fernost wurden sie zu hohen Preisen angeboten und waren somit nur für eine kleine Käuferschicht erschwinglich. Geschäftstüchtige Kunsthandwerker erkannten hier eine Marktlücke und gründeten einheimische Manufakturen, in denen preiswerte Fächer für weniger zahlungskräftige Kunden hergestellt wurden.

Zunächst orientierten sich die holländischen Fächermacher an den begehrten ostasiatischen Vorbildern. Bald entwickelten sie jedoch einen ganz eigenen, unverkennbaren Stil, der im 18. Jahrhundert seine Blüte erreichte.   

Die Gothaer Fächersammlung

Die Fächer sind Teil einer bedeutenden Sammlung, welche die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha bewahrt. Bereits kurz nach 1800 unter Herzog August (* 1775 / reg.1804 / gest. 1822) angelegt und später geringfügig erweitert, umfasst sie heute annähernd 300 Fächer europäischer und ostasiatischer Provenienz des 16. bis 20. Jahrhunderts sowie einige ethnographische Exemplare des 19. Jahrhunderts aus dem Orient, aus Südostasien und aus Amerika.

Im Jahr 2011 wurde die Sammlung durch eine großzügige Dauerleihgabe der Münchner Stiftung Ute Michaels um annähernd 500 Fächer aus vier Jahrhunderten erweitert. Aus konservatorischen Gründen können die empfindlichen Stücke nicht permanent, sondern nur in zeitlich begrenzten Wechselausstellungen präsentiert werden.