15. 09. 2020

Was machen eigentlich die fünf Rückkehrer aus dem Gothaer Kunstraub?

Es geht voran! Nachdem in den letzten Wochen der Gothaer Kunstraub von 1979
wieder ins Rampenlicht gerückt ist und die bewegte Vergangenheit der fünf
Gemälde beleuchtet wurde, möchte die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha ein
Schlaglicht auf die Gegenwart und nahe Zukunft der Rückkehrer werfen.
Untersuchung der Gemälde und Erstellung von Leistungsverzeichnissen
 
In den vergangenen Monaten wurden die fünf Gemälde für ihre Restaurierung
vorbereitet. Aufbauend auf den technologischen Analysen des Rathgen-Instituts
Berlin, das Infrarotreflektografie (IRR)- und Röntgen-Aufnahmen sowie
Makrountersuchungen an den Werken vorgenommen hat, hat die Gemälde-
Restauratorin der Stiftung, Fuhyi Kuo, die Rückkehrer weitergehend analysiert.
Unterstützt wurde sie dabei durch externe Restauratoren, darunter Anne Levin
(Klassik Stiftung Weimar), Christiane Ehrenforth und Bärbel Jackisch (Stiftung
Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg). Geleitet wird das Projekt
durch Dr. Timo Trümper, Direktor Wissenschaft und Sammlungen.
 
Während es in Berlin in erster Linie um die Feststellung der Echtheit der Gemälde
ging, konnten mit den neueren Untersuchungen weiterführende Fragen geklärt
werden: Man hat die Werke auf ihren strukturellen und maltechnischen Aufbau,
ihre Restaurierungshistorie und nicht zuletzt auf ihren aktuellen Erhaltungszustand
bzw. ihr Erscheinungsbild hin geprüft. Auf dieser Grundlage haben die
Wissenschaftler und Restauratoren ausführliche Leistungsverzeichnisse erstellt, die
als Grundlage für die Vergabe der Gemälde dienten. (siehe Anhang)
 
Im Anschluss hat die Stiftung verschiedene Restauratoren aufgefordert, Angebote zu
erstellen und Restaurierungskonzepte vorzuschlagen. Das Vergabeverfahren fand
mit einer freihändigen Vergabe auf Grundlage von mindestens drei unabhängigen
Angeboten statt.
 
Vergabe der Restaurierungsaufträge
 
Insgesamt fünf Restauratorinnen und Restauratoren werden sich der Gemälde
annehmen.
 
„Bildnis eines alten Mannes“ (nach 1632) von Ferdinand Bol sowie „Heilige
Katharina“ (um 1510) von Hans Holbein d. Ä. gehen zu zwei Diplom-Restauratoren
aus Berlin und Potsdam. Sie können die hochmodernen Restaurierungswerkstätten
der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in Potsdam
nutzen. Hierfür wird eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, die die
Durchführung der Restaurierungen der zwei Gemälde in den Werkstätten und die
Möglichkeit fachlicher Hilfestellungen ermöglicht.
 
„Landstraße mit Bauernwagen und Kühen“ (um 1610) aus der Werkstatt (?) von Jan
Brueghel d. Ä., „Selbstbildnis mit Sonnenblume“ (nach 1633) von einem
unbekannten Künstler nach Anthonis van Dyck und das „Brustbild eines
unbekannten Herrn mit Hut“ (um 1635) von Frans Hals werden in Thüringen
restauriert. Dabei verbleibt letzteres Gemälde in Gotha und wird durch die Diplom-
Restauratorin Fuhyi Kuo der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha restauriert.
Die Restaurierungen werden insgesamt rund 40.000 Euro kosten, was circa 1.000
Arbeitsstunden entspricht. Die umfangreichen Arbeiten sollen nach Möglichkeit in
sieben Monaten, also bis April 2021, abgeschlossen sein.
 
Begleitet werden die Restaurierungsarbeiten durch ein Fachgremium, das eine
fortlaufende Beratung gewährleistet. Dieses besteht voraussichtlich aus Anne Levin
(Klassik Stiftung Weimar, Restauratorin Bestandsbereich Gemälde), Bärbel Jackisch
(Leiterin Gemälde-/ Rahmenrestaurierung Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser
und Gärten Berlin-Brandenburg), Fuhyi Kuo und Dr. Timo Trümper (Stiftung Schloss
Friedenstein Gotha).

 

Herzogliches MuseumDiebstahl 1979