In Schloss Friedenstein Gotha verfügte man bis 1945 über einen hoch bedeutenden Bestand von 40 Gemälden von Lucas Cranach dem Ältern und Lucas Cranach dem Jüngeren. Die Sammlung entstand bereits im 16. Jahrhundert in Torgau, Wittenberg und Weimar, also an den Stätten der Reformation. Die Bildfindung wurde von den sächsischen Kurfürsten in Zusammenarbeit mit Reformatoren wie Martin Luther und Melanchthon betrieben und von Cranach für den unmittelbar kurfürstlichen Bedarf umgesetzt. Somit entstanden nicht nur kunstgeschichtliche, sondern auch kulturgeschichtliche Meisterwerke wie die Bildtafeln „Gesetz und Gnade“ (1529), „Parisurteil“ (1540/46), „Christus und Maria“ (1516 – 1520), „Judith und Holofernes“ (1531) oder „Judith im Zelt des Holofernes“ (1531).
1946 wurde die Sammlung als Reparationsleistung nach Moskau abtransportiert, 1958 kehrten 21 Cranach-Gemälde zurück; der Rest verblieb in Moskau.
Seit 2010 intensivieren sich die Kontakte zwischen Gotha und Moskau. Dabei entstand die Idee eines gemeinsamen Ausstellungsprojektes. Zunächst wird 2016 (3. März – 15. Mai 2016) eine Ausstellung zum Werke von Lucas Cranach in Moskau gezeigt werden. Im Brennpunkt der Ausstellung stehen dabei die Werke aus Gotha, und zwar sowohl die seit 1946 dorthin verbrachten wie ein Teil der heute in Gotha befindlichen Hauptwerke, ergänzt um Graphiken aus Schloss Friedenstein Gotha. Ergänzend werden in der Ausstellung auch Werke aus anderen russischen und europäischen Museen von Cranach gezeigt werden.
Die Ausstellung kann leider aus den bekannten Gründen nicht in Deutschland gezeigt werden. Um aber dennoch die Verbundenheit zwischen den beiden Museen und den beiden Ländern zum Ausdruck zu bringen, hat sich die russische Seite dazu entschlossen, Meisterwerke der französischen Malerei – darunter von François Boucher, Claude Lorrain, Nicolas Poussin, Hubert Robert, Charles Le Brun und Jacques-Louis David nach Gotha 2017 zu entsenden. Viele der Gemälde sind dabei noch nie in Deutschland gezeigt worden.
Da die auch kulturgeschichtlich bedeutenden Cranach-Gemälde aus Gotha erstmals nach 1945 wieder vereint werden, ist hiermit ein Forschungsprojekt bei der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha verknüpft, dass sich vor allem auf die kunsthistorische Bedeutung der Bilder konzentrieren wird sowie für die Bestandserschließung der altdeutschen Malerei der Gothaer Sammlungen einen wichtigen Beitrag leisten soll.
Zur Ausstellung ist ein Katalog in russischer Sprache erschienen. Dieser Katalog ist unter folgendem Link zu bestellen:
http://art-volkhonka.ru
Unter der Rubrik „Kataloge“:
Кранахи. Между Ренессансом и маньеризмом
ISBN 978-5-9907400-0-6
Мягкий переплет
Формат 240 х 280 мм
Объем 256 с.
Язык русский
М, Арт Волхонка, 2016
Цена: 1500 руб. (ca. 20 Euro)
oder: http://www.labirint.ru/books/524478
Staatliches Museum für Bildende Künste A. S. Puschkin; Moskau
„Die Cranach Familie - Zwischen Renaissance und Manierismus“
4. März – 15. Mai 2016