4. 02. 2021

In den Startlöchern – Zwischenstand zu den aktuellen Ausstellungen auf dem Friedenstein

Hinter den hohen weißen Türen der Ausstellungshalle im Herzoglichen Museum thront majestätisch das Skelett eines Iguanodon. In das Kabinett ein Stockwerk höher werden in der kommenden Woche Blaugrüne Mosaikjungfer, Gelbrandkäfer und Co. einziehen. In der Ausstellungshalle von Schloss Friedenstein warten seit dem 24. Januar nachdenkliche Gorillas, naturgewaltige Lichtspektakel und zankende Eichelhäher auf Betrachter – ein Zwischenstand darüber, was gerade hinter den geschlossenen Museumstoren geschieht und wie die Stiftung versucht, ihren Gästen dennoch einen Einblick in die Ausstellungen zu ermöglichen.

 

Saurier – Die Erfindung der Urzeit

Herzogliches Museum, Ausstellungshalle

Eigentlich 7. Februar bis 22. August 2021

Die auf dieses Jahr verschobene Jahreshauptausstellung von 2020 „Saurier – Die Erfindung der Urzeit“ sollte eigentlich an diesem Samstag, 6. Februar, eröffnet werden.
In der Ausstellungshalle des Herzoglichen Museums führt sie im Zeitraffer durch die letzten 200 Jahre Saurierforschung, thematisiert, wie wichtig die Paläokunst als Brücke zwischen Öffentlichkeit und Wissenschaft ist und beantwortet die Frage, wie es eigentlich sein kann, dass jedes Kind zu wissen scheint, wie Dinos und Co. ausgesehen haben – Tiere also, die seit Jahrmillionen ausgestorben sind und die nie ein Mensch lebend gesehen hat. Außerdem wirft sie ein Schlaglicht auf die Ursaurier vom Bromacker, die seit längerer Abwesenheit aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit wieder präsentiert werden und zeigt das Schicksal eines Sauriers auf, dessen Knochen und Hörner immer wieder umsortiert wurden, sodass er sich von Echse über Nashorn und Känguru bis zu seiner heutigen Gestalt gemausert hat.

Versteinerungen und Abgüsse, Bilder und Modelle sind an ihren Plätzen, Textfahnen gehängt und Objekttexte platziert, Monitore und Filme laufen – die Schau ist bereit für ihre Besucher. Nur die Plätze von vier originalen Tischmodellen von Sauriern aus Gips von Arthur Eloffe (1859), Leihgaben aus dem Paläontologischen Institut und Museum der Universität Zürich sind noch leer, da sie Corona-bedingt ihren Weg über die Schweizer Grenze noch nicht finden konnten. Auch acht Original-Gemälde von Zdeněk Burian, einer der bedeutendsten Paläokünstler des 20. Jahrhunderts, werden momentan noch durch Kopien ersetzt, weil sie aus der Tschechischen Republik, ein aktuelles Hochrisikogebiet, bisher nicht ausreisen konnten. Die Stiftung hofft aber, dass die Exponate bei Öffnung der Ausstellung eingetroffen sein werden.

Stellvertretend zur Eröffnung hat die Stiftung gemeinsam mit der Filmemacherin Alice End aus Erfurt einen kurzen Film produziert, in dem Kurator Dr. Tom Hübner einen kleinen Einblick in die Ausstellung gibt. Der Film soll ab Samstag, 6. Februar, auf den Sozialen Medien der Stiftung und über einen Link auf der Homepage den Gästen einen Vorgeschmack auf das ermöglichen, was auf sie noch bis zum 22. August 2021 im Herzoglichen Museum Gotha wartet. Der Film ist der Auftakt für weitere Kurzvideos und ein Online-Vermittlungs-Angebot ist in der Planung. 360°-Aufnahmen der Schau sollen den Besuchern in Kürze die Möglichkeit geben, die Ausstellung vom heimischen Sofa aus zu besuchen.

 

Glanzlichter 2020

Schloss Friedenstein, Ausstellungshalle

Eigentlich 24. Januar bis 21. März 2021

Seit dem 24. Januar wird auf Schloss Friedenstein schon gezankt, gekuschelt und tief in die Augen geblickt: die Natur hat Einzug gehalten. Seitdem hängen in der Ausstellungshalle die „Glanzlichter 2020“, preisgekrönte Naturfotografien aus aller Welt. Faszinierende Landschaften, tierische Momente und herrliche Einblicke in das Leben fernab von unserer Couch sollten ursprünglich bis zum 21. März 2021 gezeigt werden. Die Stiftung prüft gerade mit den Leihgebern die Möglichkeit, die bei den Besuchern beliebte Schau zu verlängern sowie 360°-Aufnahmen der Ausstellung zu veröffentlichen.

Der Wettbewerb „Glanzlichter“ jährt sich bereits zum 22. Mal. Knapp 17.000 Bilder haben Fotografen aus 39 Ländern dieses Mal eingereicht – von Unterwasser-, über Luft- bis hin zu Makroaufnahmen. In zehn verschiedenen Kategorien wie „Aerial Views on Nature“, „Artists on Wings“ oder „Magnificient Wilderness“ werden die faszinierenden Landschaftsstudien und Tierporträts ausgezeichnet.

Das Siegerbild „Drei Musketiere“ in der Kategorie „Moments in Nature“ zeigt Eichelhäher im norwegischen Marnardal, die sich um Futter streiten. Diesen Augenblick hat der Finne Markus Varesvuo aufgenommen, von dem auch das Gesamtsieger-Foto stammt, das einen Seeadler zeigt. Der Fotograf sagt über seine Arbeit: „Der nördliche Winter mit seinen besonderen Licht- und Wetterbedingungen ist meine Lieblingsjahreszeit zum Fotografieren. Ich konzentriere mich auf die Vögel Europas, denn ein Leben reicht nicht aus, um alle Vögel der Welt so ausgiebig zu erfassen, wie ich es gerne möchte.“

 

Insekten – Das große Krabbeln!

Herzogliches Museum, Ausstellungskabinett

Eigentlich 14. Februar bis 18. Juli 2021

Eine weitere Ausstellung befindet sich gerade in der Vorbereitung, die eigentlich am 14. Februar ihre Tore geöffnet hätte. Sie widmet sich der artenreichsten Klasse aller Lebewesen und damit der erfolgreichsten Tiergruppe der Welt: Insekten. So lange die Besucher sich nicht vor Ort von ihrer unglaublichen Formen- und Farbenvielfalt faszinieren lassen können, ermöglichen auf den Sozialen Medien beeindruckende Käfer-Clips von Reinhard Weidlich einen Einblick in Leben und Wuseln verschiedener Arten. Der gelernte Fotograf hat bisher etwas 2000 verschiedene Arten gefilmt, vor allem Insekten, Lurche und Kleinsäuger. Er stellt sein Material regelmäßig für Naturfilmproduktionen im In- und Ausland zur Verfügung und erhielt den Sächsischen Naturschutzpreis für ein Projekt zur Erhaltung einer Feuersalamander-Population.

So bald wie möglich werden im Herzoglichen Museum dann zahlreiche maßstabsgerechte Modelle der oft winzigen Tiere zu bestaunen sein. Anatomie und Lebensweise ausgewählter Arten wie die Blaugrüne Mosaikjungfer, die Großlibelle oder der Gelbrandkäfer werden anschaulich präsentiert.

In der familienfreundlichen Insektenschau befassen wir uns ebenso mit drängenden globalen Themen wie mit den vermeintlich kleinen Fragen des Alltags: Was lebt in meinem Haus, Hof und Garten – „Schädling“ oder „Nützling“? Was bringen Klimawandel und Globalisierung mit sich? Wie kann man den gefährdeten Insekten helfen? Wie baut man ein „Insektenhotel“ richtig? Und was macht eigentlich ein Gewächshauszelt über einem Bergbach des Thüringer Waldes?

Die Thüringer Insekten bildeten von Anfang an einen Sammlungsschwerpunkt im einstigen Gothaer Museum der Natur, heute wichtiger Teil der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha. Die Sonderausstellung bietet deshalb auch eine Übersicht zur erfolgreichen Forschungsgeschichte der Insektenfauna Thüringens. Bedeutende Entomologen (Insektenforscher) des 19. und 20. Jahrhunderts werden vorgestellt und Belege ihrer Kollektionen gezeigt, angefangen mit dem Gothaer Forstrat August Kellner (1794–1883) über den Schnepfentaler Zeichenlehrer Reinhold Gerbing (1838–1905) bis zum Oberlehrer Gustav Jänner (1863–1941) aus Gotha.

Ästhetisch abgerundet wird das große Krabbeln durch tierisch gute Darstellungen in der Kunstgeschichte, geschöpft aus der reichen Universalsammlung von Schloss Friedenstein mit Kupferstichen, Porzellanen, Münzen und Gemälden.

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