24. 01. 2023
Ergebnisse der Besuchsforschung für vier Kultureinrichtungen der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen liegen vor
„Teilhabe und Partizipation sind zentrale Werte heutiger Museen und Grundlage, um die gesellschaftliche Aufgabe unserer Einrichtungen zu erfüllen. Doch dafür müssen wir zunächst unsere Gäste kennenlernen und sie nach ihren Erwartungen an ihren Besuch und nach ihren Bedürfnissen fragen“, fasst Prof. Dr. Christoph Vogtherr, Sprecher der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK), die Motivation für das KNK-Projekt zum Audience Development zusammen.
Das Gemeinschaftsprojekt zur Besuchsforschung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), der Kunstsammlungen Chemnitz, der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt mit dem Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) und der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha ist erfolgreich beendet. 2020 bis 2022 wurden für das Projekt knapp 2500 Besucher:innen und über 250 Nicht-Besucher:innen befragt. Zahlreiche Ergebnisse liegen nun für die beteiligten Häuser der vier Institutionen vor.
In diesem Bericht finden sich Erkenntnisse zu Besuchsmotivation, Struktur und Potenzialen der Gäste, aber auch zu Schwellen und Hemmnissen für den Museumsbesuch. Ein wichtiges Anliegen der Untersuchung war die Frage nach den konkreten Veränderungen und Verbesserungen der Angebote, die nötig sind, um den gesellschaftlichen, sozialen wie bildungspolitischen Auftrag besser erfüllen zu können. Neue Publikumsgruppen sollen so gewonnen und die bestehenden nachhaltig gebunden werden.
Die entscheidende Frage: Was hält die Menschen vom Besuch ab? Welche Hürden müssen überwunden werden, kann man den Besuchenden naturgemäß nicht stellen. Befragt wurden deshalb in einem rund einstündigen Leitfaden-Interview ausgewählte Mitarbeitende von Kitas, Schulen und Universitäten, Multiplikatoren aus Vereinen und Verbänden, Touristiker sowie Kulturschaffende aus der Region. Viele dieser Expert:innen wünschen sich beispielsweise eine bessere Vernetzung in der Region, bessere Sichtbarkeit und Senken der Schwellenängste sowie Angebote, die zum Mitmachen und zur Selbsterkundung einladen.
Bei aller Unterschiedlichkeit der beteiligten Kultureinrichtungen ähnelten sich die
Beobachtungen und Ergebnisse der Gästebefragungen sehr. So sind rund zwei Drittel der Gäste über 50 Jahre alt, mehr als jeder zweite hat einen Hochschulabschluss und fast die Hälfte verfügt über ein monatliches Haushaltseinkommen von über 3.000 Euro. Trotz grundsätzlich großer Zufriedenheit lassen sich weitere Themen und Aufgaben aus den Fragebögen ableiten: Verbesserung der Aufenthaltsqualität, der Vermittlungsarbeit und Partizipation. Der Bezug zur eigenen Lebenswirklichkeit ist offenbar ein wichtiger Faktor dafür, dass der Besuch als gelungenes Erlebnis gewertet wird.
„Die Antworten sind nicht immer bequem und stellen uns vor Herausforderungen. In letzter Konsequenz müssen wir unser gesamtes Angebot befragen, um bei großen Teilen der Gesellschaft überhaupt relevant für die eigene Lebenswirklichkeit zu sein. Das alles sind Themen, die schon seit geraumer Zeit und in Zukunft noch stärker in der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) diskutiert werden,“ fasst Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr die Aufgaben zusammen, die sich als Konsequenz aus den Befragungen ergeben.
Darüber hinaus seien der Erfahrungsaustausch und Diskussionen über Grenzen und Chancen der Gästebedürfnisse unter den Projektbeteiligten genauso wichtig und anregend wie die Ergebnisse selbst. Weitere Diskurse innerhalb der KNK über Grundsatzfragen, Leitlinien und Aufgaben der Kulturinstitutionen im Hinblick auf ihre gesellschaftliche Verantwortung seien unbedingt erforderlich.
Die Forschung wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Rahmen der Weiterführung des Audience Development-Projekts der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) gefördert.